Frauen stellen statistisch gesehen die Hälfte der Bevölkerung, doch sind sie längst nicht überall gleichermaßen sichtbar. Das trifft auch auf die digitale Welt zu. Doch woran liegt das?
Eine Stellschraube betrifft das Suchverhalten im Internet: Wer über eine Suchmaschine etwa nach einem ärztlichen Angebot in der Nähe sucht, erhält unterschiedliche Ergebnisse – je nachdem, ob der Suchbegriff in der weiblichen oder in der männlichen Variante eingegeben wurde. Wer nach der weiblichen Variante sucht, wird bei manchen Suchanfragen sogar automatisch auf die männliche Variante umgeleitet. Wer also als Frau digital sichtbar(er) werden möchte, muss sich bei der Suchmaschinenoptimierung doppelt ins Zeug legen.
Eine anderes Problem, das Frauen davon abhält, online sichtbar(er) zu werden, ist digitale Gewalt. Besonders häufig davon betroffen sind Frauen und Mädchen, teilt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend auf seiner Website mit. Den meisten Tatpersonen gehe es dabei darum, die ausgewählte Person zu ängstigen oder zum Schweigen zu bringen. Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, sich dagegen zu wehren, etwa mit Hilfe von Beratungsstellen (z.B. HateAid), digitalen Netzwerken (z.B.#ichbinhier) oder einer Anzeige bei der Polizei.
Was wir uns immer vor Augen halten sollten: Gewalt gegen Frauen findet sowohl offline als auch online statt. Sich digital unsichtbar zu machen, schützt demnach nicht vor einer Gewalterfahrung. Als Teil eines starken, sichtbaren, weiblichen Netzwerks (auch) in der digitalen Welt können wir vielmehr dazu beitragen, die existierende und expandierende Gewalt nicht länger hinzunehmen und die Welt für die Mädchen und Frauen, die nach uns kommen, ein Stück weit sicherer und lebenswerter zu machen. Ein zusätzlicher Vorteil: Je mehr Frauen digital sichtbar(er) werden und das Internet „weiblich“ nutzen, desto schneller lernen auch Suchmaschinen, in ihren Ergebnissen Frauen nicht länger zu benachteiligen.
von Lisa Stegner
Journalismus | Online-Redaktion | Social Media | Digitale Sichtbarkeit
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